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Beatrix Potter - Die Geschichte von Peter Hase

„Euer Vater hatte dort einen schlimmen Unfall. Er wurde von Mr. McGregor zu einer Pastete verarbeitet.“

Trotz der Warnung seiner Mutter betritt das neugierige Kaninchen Peter Hase verbotenerweise den Garten von Mr. McGregor, um dort Gemüse zu fressen. Er wird von dem Menschen ertappt und versucht zu entkommen. Auf seiner Flucht muss er allerlei Hindernisse bewältigen.

Die Geschichte geht auf einen Bilderbrief zurück, den Beatrix Potter 1893 an den Sohn ihrer früheren Gouvernante, den fünfjährigen Noel Moore schickte

Helen Beatrix Potter wurde am 28. Juli 1866 in London geboren. Sie stammte aus der englischen Mittelschicht, fühlte sich jedoch durch die gesellschaftlichen Konventionen eingeengt.

Von 1965 bis 1990 existierte die sogenannte Inner London Education Authority, eine gewählte lokale Regierungsbehörde, die für alle staatlichen Schulen in London zuständig war.

Einige Quellen berichten, dass sie in den 1980er Jahren beschloss, „Peter Hase“ zu verbieten, da das Buch nur „middle-class rabbits“ – das heißt, nur Kaninchen, die im ökonomischen Mittelstand leben oder aufwachsen – repräsentieren und damit zu wenig auf die Kaninchen aus der Proletariatsschicht eingehen würde.

Andere Quellen lassen verlauten, dass es sich bei dem Verbot durch die ILEA um einen Mythos handle, der die Behörde in ein schlechtes Licht stellen sollte.

Brüder Grimm - Kinder- und Hausmärchen

„Wer hat von meinem Tellerchen gegessen? Wer hat aus meinem Becherchen getrunken? Das ist eines Menschen Mund gewesen.“

Die Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm gehört zu den klassischen Märchensammlungen der Weltliteratur. Sie ist zugleich nach der Lutherbibel das weltweit meistgelesene und meistverbreitete Buch der deutschen Kulturgeschichte. Den Stoff für die Märchen lieferten überwiegend Frauen des Bürgertums und des Adels, die ihre Geschichten wiederum von Bediensteten, Bauern und Handeltreibenden übernahmen. Die Brüder bearbeiteten die gesammelten Märchentexte stilistisch und passten sie ihrer Idealvorstellung von „Volkspoesie“ an.

Die Brüder Grimm, das waren die Sprachwissenschaftler und Volkskundler Jacob Grimm (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859). Sie trugen Volkslieder, Märchen und Sagen zusammen und schrieben sie auf. 1812 erschienen ihre gesammelten Märchen als Buch. Der König von Preußen holte die Grimms 1840 an die Akademie der Wissenschaften nach Berlin. Dort arbeiteten sie vor allem an ihrem großen „Deutschen Wörterbuch“.

Von den Brüdern als volkskundliche Dokumentation und Kinderbuch mit Erziehungscharakter gemeint, wurden die Kinder- und Hausmärchen in ihrer Entwicklungsgeschichte auch immer wieder kritisch hinterfragt, beispielsweise aufgrund ihrer blutigen und grausamen Szenen.

Als 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa beendet war, übernahmen die vier Siegermächte Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich die Hoheitsgewalt über das Deutsche Reich und teilten sein Gebiet untereinander in Besatzungszonen auf. Die Entnazifizierungspolitik der Mächte umfasste im weiteren Sinne auch das Verbot nationalsozialistischer Publikationen. In den westlichen Besatzungszonen (GB, FR und USA) wurden die Märchen der Gebrüder Grimm in der Folge auf Verbotslisten gesetzt. Von den Nationalsozialisten als „germanisch“ interpretiert und vereinnahmt, wurden sie nun als Propagandainstrumente der menschenverachtenden NS-Ideologie geächtet.

1998 kam es an zwei Schulen im US-Bundesstaat Kalifornien zum Verbot des Märchens „Rotkäppchen“. Grund war nicht das Aufschlitzen eines lebenden Tieres, sondern die Flasche Wein, die das Mädchen in seinem Korb als Geschenk für die Großmutter trägt. Das Märchen, so hieß es, propagiere den Genuss von Alkohol und stifte damit zum Alkoholkonsum an.

Antoine de Saint-Exupéry - Der kleine Prinz

„Zuweilen macht es ja wohl nichts aus, wenn man seine Arbeit auf später verschiebt."

Ein Pilot muss in der Sahara wegen technischer Probleme mit seinem Flugzeug notlanden. Er hat Proviant für nur acht Tage und befindet sich in Lebensgefahr. Am Morgen nach seiner ersten Nacht allein in der Wüste wird er von dem kleinen Prinzen geweckt, der sich von ihm die Zeichnung eines Schafes wünscht. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen zeichnet ihm der Pilot schließlich eine Kiste und erklärt: „Das Schaf, das du willst, steckt da drin.“ Ganz unerwartet stellt er damit den kleinen Kerl zufrieden und öffnet damit eine Tür zur Welt des Prinzen.

In der Geschichte vom kleinen Prinzen setzt sich Saint-Exupéry mit dem Sinn des Lebens auseinander. Als Märchen verpackt, betrachtet er die Erwachsenenwelt und Konsumgesellschaft, in der allein Äußerlichkeiten als Maßstab gelten und zwischenmenschliche Werte in den Hintergrund treten, mit kritischen Augen.

Antoine de Saint-Exupéry wurde am 29. Juni 1900 als Abkömmling einer der ältesten französischen Adelsfamilien in Lyon geboren. In seinem Schreiben reflektierte Saint-Exupéry die Erlebnisse als Pionier der Luftfahrt und damit verbundene Grenzerfahrungen wie Einsamkeit und Lebensgefahr.

In seinem Kriegsroman „Flug nach Arras“ verarbeitete Saint-Exupéry seine Erlebnisse als Aufklärungsflieger im Zweiten Weltkrieg. Vor allem wegen seinem darin formulierten Satz „Hitler ist ein Idiot“ wurden seine Werke daraufhin von den Nationalsozialisten in Deutschland, nach der Besetzung dann auch in Frankreich, verboten.

Während der Militärdiktatur in Argentinien unter Jorge Rafael Videla wurden eine Vielzahl von Autoren und Werken verboten. Von 1976 bis 1983 war der Zensurapparat gewaltig. Sogar Kinderbücher mit ganz und gar nicht subversivem Inhalt waren davon betroffen. Das Regime ließ „Der kleine Prinz“ verbieten und neben anderen Büchern sogar verbrennen.

Joachim Ringelnatz - Geheimes Kinder-Spiel-Buch

„Wenn deine Mutter kommt, mache ein dummes Gesicht;/ Sage ganz einfach: „Ich war es nicht!“

In dem „Geheimen Kinder-Spiel-Buch“ wird Ringelnatz subversives Vergnügen an selbst erfundenen, schräg-skurrilen Kinderspielen und -gedichten deutlich. Das Buch enthält Anweisungen für völlig unpädagogische Spiele: Die Kinder sollen Tiere quälen, die Wohnung verschmutzen und Möbel zerstören, aus Exkrementen Klöße kneten und anschließend mit dem Mund auffangen, Bomben bauen (mit Benzin und Feuer!), andere Kinder anspucken, mit Salzsäure experimentieren und die Eltern mit angeblichen psychischen Erkrankungen ängstigen. Sollten die Eltern ihre Kinder dann zur Rede stellen, empfiehlt Ringelnatz Lügen und Ausreden. Ringelnatz spielt mit dem Verbotenen, führt den Erwachsenen ihre „sittsamen“ Regeln vor und fordert auf, aus dem Leben selbst ein Spiel zu machen.

Joachim Ringelnatz wurde 1883 als Hans Bötticher in Wurzen bei Leipzig geboren. Der stets zu Streichen aufgelegte Junge wuchs in einem toleranten Elternhaus auf. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Freiwilliger in der Kriegsmarine tätig war, nahm er das Pseudonym „Joachim Ringelnatz“ an.

Joachim Ringelnatz war Kabarettist, Schriftsteller und Maler. Seine Werke galten unter den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ und insbesondere die Autobiografie „Als Mariner im Krieg“ war den Nazis ein Dorn im Auge, denn es galt als „literarischer Verrat am Soldaten des Weltkrieges“. Ringelnatz hatte den Aufstieg der NSDAP allzu lange nicht ernst genommen. Noch 1930 schrieb er in einem Brief: „Der Hitler-Rummel lässt mich kalt“. Seine Werke wurden verboten, beschlagnahmt und verbrannt. Ringelnatz selbst verarmte innerhalb kürzester Zeit, weil er nicht mehr auftreten durfte.

Lizenzen

1.Beatrix Potter, source: www.wikiart.org/de/beatrix-potter, copyright: www.wikiart.org, author: unknown, published: January 2016, CC-BY-SA. Illustration Michael Schmitz

2. Elisabeth Jerichau-Baumann artist QS:P170,Q463423, Grimm, Illustration von M.Schmitz, CC BY-SA 4.0

3. Antoine de Saint-Exupéry. source: si.wsj.net/public/resources/images/ED-AJ105_cool_G_20090303115432.jpg, author: Virgina DeBolt, 2012, CC BY-ND. Illustration Michael Schmitz

4.Joachim Ringelnatz http://www.ringelnatz.net/wp-content/uploads/2011/09/Ringelnatz.jpg Coypright-holder: Claudia Holgers, Joachim-Ringelnatz-Verein Wurzen, Bildarchiv Museum Wurzen, CC BY-ND. Illustration Michael Schmitz

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